AD(H)S
Nicht immer kann man bei allgemeinen Konzentrationsschwierigkeiten von einem "AufmerksamkeitsDefizitsSyndrom mit oder ohne Hyperaktivität" sprechen, da dies deutlich seltener ist und von einem Facharzt / einer Fachärztin diagnostizert werden sollte.
AD(H)S-Symptome treten bei betroffenen Kindern deutlich vor dem Schulalter auf (z. B. schon im Kindergarten oder im Kleinkindalter), sie dauern lange an und betreffen mehrere Lebensbereiche (z. B. fallen die Kinder nicht nur in der Schule auf, sondern auch zu Hause, bei Alltagsaktivitäen, im Sportverein usw.).
In Deutschland sind von allen Kindern und Jugendlichen etwa 3-6 % Prozent betroffen, davon Jungen deutlich häufiger als Mädchen.
Kinder und Jugendliche mit AD(H)S können sich nur schlecht konzentrieren, sind leicht abzulenken und reagieren impulsiv. Es können verschiedene Typen unterschieden werden.
- überwiegend hyperaktiv-impulsives Verhalten, bei dem eine deutliche Hyperaktivität auftritt, in der Literatur vom Frankfurter Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann bereits im Jahr 1845 als "Zappelphilipp" beschrieben (im Buch "Der Struwwelpeter")
- überwiegend unaufmerksames Verhalten, "Träumer", bei denen die Unaufmerksamkeit dominiert, in der Literatur ebenfalls von Dr. Heinrich Hofmann als "Hans guck in die Luft" beschrieben
- Mischtypen, bei denen Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite vorhanden sind
In den letzten Jahren wurde die Diagnose AD(H)S wesentlich häufiger gestellt als früher, Kritiker sind der Ansicht, dass zunehmend "unbequeme" und "chaotische" Kinder diese Diagnose erhalten. Achtung: Nicht jedes unkonzentrierte, lebhafte und laute Kind leidet unter AD(H)S!
Da die Übergänge von lebhaftem Verhalten zu ADHS fließend sind, ist die Diagnose nicht einfach zu stellen.
Typische Symptome
Die wichtigsten ADHS-Symptome wurden bereits unter dem Menüpunkt "Konzentration" beschrieben, nur dass sie früher und in mehreren Lebensbereichen auftreten und länger anhalten (s. o.).
Meist sind die Symtome im Alter zwischen 7 und 11 Jahren am stärksten ausgeprägt. Bei Säuglingen können bereits Symptome wie Schlafprobleme, Unruhe und häufiges Schreien auftreten.
Im Grundschulalter fallen Kinder häufig auf durch eine geringere Aufnahmefähigkeit, evtl. Stören des Unterrichts oder "Träumen" und wirken ungeschickt oder unausgeglichen. Durch die mangelnde Konzentration entwickelt sich auch häufiger eine Lese-Rechtschreibschwäche oder eine Rechenschwäche. Daher ist es oft hilfreich, die Behandlung dieser Schwächen mit einem Konzentrationstraining zu verbinden.
Diagnose
Die Diagnose AD(H)S wird meist dadurch gestellt, dass die Eltern, Lehrer und andere Personen, die häufig mit dem Kind umgehen, befragt werden, welche Symptomen ihnen auffallen. Ein Arzt / eine Ärztin wird natürlich auch eine körperliche Untersuchung und neuropsychologische Tests durchführen.
Eine AD(H)S-Diagnose erhält das Kind / der Jugendliche aber nur, wenn die Symptome stark ausgeprägt sind und bereits über einen längeren Zeitraum (mindestens ein halbes Jahr) andauern.
Leider gibt es keinen speziellen Test auf AD(H)S. Es existieren jedoch verschiedene Selbstbeurteilungsbögen, die einen Hinweis darauf geben können, ob ein AD(H)S vorliegen könnte.
Behandlung : Medikamente und Konzentrationstraining
Je nach Schwere und Ausmaß der Störung sollte eine Behandlung begonnen werden, inbesondere dann, wenn die Konzentrationsschwierigkeiten zu ausgeprägten psychischen und sozialen Beeinträchtigungen führen, bezw. auch eine dem Kind angemessene Beschulung erschwert wird.
Das Ziel einer AD(H)S-Therapie ist es, die Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität abzumildern. Eine Behandlung soll ermöglichen, dass das Kind / der Jugendliche seinen Begabungen entsprechend beschult wird, eine Ausbildung oder Studium abschließen kann und dadurch ein stabiles Selbstwertgefühl entwickelt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, AD(H)S zu behandeln. Empfohlen wird meist eine AD/H)S-Therapie, die aus mehreren Bausteinen besteht, das heißt eine individuell festgelegte Kombination aus Aufklärung über die Erkrankung und passenden Bewältigungsstrategien, eines Konzentrationstrainings und einer medikamentösen Behandlung. Dazu gehören zum Beispiel:
- Aufklärung über AD(H)S und Beratung des Kindes, seiner Familie und weiterer Personen, die mit ihm regelmäßig Umgang haben (z. B. LehrerInnen, ErzieherInnen usw.)
- ein Konzentrationstraining, in dem neue Verhaltensstrategien eingeübt werden sollen und Strukturen sowie Grenzen festgelegt werden
- Psychotherapie, um evtl. gleichzeitig auftretende Ängste und Stimmungstiefs zu behandeln
- Medikamente (Methylphenidat)
- viel Bewegung
Medikamentöse Behandlung
Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von AD(H)S können auch Medikamente sein. Der Arzt / die Ärztin verschreibt sie in ausgeprägten Fällen – zum Beispiel, wenn starke psychosoziale Einschränkungen, vor allem im schulischen Bereich, auftreten und den weiteren Lernerfolg massiv behindern. Durch die Medikamente wird die Hyperaktivität soweit gehemmt, dass das Kind wieder aufmerksamer ist und seine Leistungsmotivation ansteigt. Außerdem fällt den Kindern und Jugendlichen damit eine Selbstkontrolle leichter.